Bestandsaufnahme
Eine wichtige Voraussetzung für die Ausarbeitung eines Handlungsprogramms besteht darin, dass klimarelevante Informationen und Daten vorliegen. Diese bieten den Partnerkommunen eine Grundlage, um ihren aktuellen Stand in Bezug auf Klimaschutz und Klimaanpassung darzulegen und gemeinsam zu analysieren und daraus wesentliche Inhalte für das Handlungsprogramm abzuleiten.
Qualitative und quantitative Analyse von Informationen und Daten
Herausforderung |
Verursacher/Betroffene |
Pläne / Dokumente / Konzepte |
Laufende Projekte |
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Energieerzeugung vs. Einsparungen
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Zivilgesellschaft, Industrie + Wirtschaft
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100 Prozent Ökostrom bis 2030 und 100 Prozent Wärme aus erneuerbaren Energien bis 2036 EUA |
Stadtwerke und Solar Invest, Ausbau von erneuerbaren Energien und Fernwärme Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED |
Extremwetter, Starkregenfälle, Trockenheit |
Kommunen, Zivilgesellschaft |
- |
Bauvorschriften für neue Gebäude |
Mobilität |
Zivilgesellschaft Öffentlicher Nahverkehr Städtischer Fuhrpark |
Verkehrskonzept EEA Handlungs-programm Klimaschutz-programm |
- Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr - mit dem Fahrrad zur Schule - Elektro-Carsharing - öffentliche Verkehrsmittel (elektrisch) |
Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung für das Thema Klima-wandel und die Herausforderungen für Zivilgesellschaft und Politik |
Zivilgesellschaft Politische Entscheiderinnen/Entscheider |
Klimaschutzkonzept |
Klimaschutzkampagne |
Veränderung des Waldes
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Stadtwald |
Klimaschutz-programm |
Arten- und klimafreundliche Neu- und Ersatzpflanzungen |
Situationsanalyse für Schwäbisch Hall
Herausforderung |
Betroffen |
Pläne |
Projekte |
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Abfallwirtschaft |
Kommunen, Zivilgesellschaft, Industrie, Wirtschaft |
Klimaschutz-konzept Kommunale Klimapartnerschaft Handlungsprogramm |
Umzäunung, Recycling vor Ort und Modernisierung der Deponie |
Sandgewinnung |
Kommunen, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft |
Bergbaugesetz |
Maßnahmen gegen den illegalen Sandabbau |
Entbuschung |
Kommunen, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft |
Entbuschung-konzept |
Nutzung von Busch-Biomasse (GiZ) |
Kohlenutzung |
Industrie, Wirtschaft, Kommunen Atmosphere |
70% Prozent Ökostrom bis 2030 Kommunale Klimapartnerschaft Handlungsprogramm |
NamPower Ausbau von erneuerbaren Energien Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien |
Abfallverbrennung (Festabfälle) |
Kommunen, Zivilgesellschaft, Industrie, Wirtschaft |
Klimaschutz-konzept Kommunalgesetz Kommunale Klimapartnerschaft Handlungsprogramm |
Säuberungsprojekte Sensibilisierungsmaßnahmen
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Vegetationsbrand |
Kommunen, Landwirtschaft, Zivilgesellschaft Ökosystem |
Klimaschutz-konzept |
Sensibilisierungsmaßnahmen |
Holzschnitzer Handwerk |
Landwirtschaft natürliche Ressourcen Atmosphäre Ökosystem lokale Gemeinschaft |
Umweltmanagement-Plan Umweltverträglichkeitsprüfung Bergbaugesetz Forstgesetz Kommunalgesetz |
Eindämmung des Holzeinschlags Sensibilisierungsmaßnahmen
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Situationsanalyse für Okahandja
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Kompetenz |
Bedarf |
Durchführbarkeit |
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S-HALL |
OKA |
S-HALL |
OKA |
S-HALL |
OKA |
Schwerpunkt 1: erneuerbare Energien |
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+ |
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Schwerpunkt 2: Abfallwirtschaft |
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++ |
+ |
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++ |
Schwerpunkt 3: Abwasserbehandlung |
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++ |
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++ |
Schwerpunkt 4: Umweltbildung & Sensibilisierung |
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- |
+ |
++ |
++ |
++ |
Bedarf vs. Machbarkeit: Analyse für Okahandja und Schwäbisch Hall
Entwicklung von Handlungsschwerpunkten
Die wichtigsten Handlungsfelder wurden anhand der Situation vor Ort und auf Grundlage der intensiven Gespräche ausgewählt, die während der Delegationsreisen stattgefunden haben. Die Probleme in Okahandja und deren Auswirkungen, insbesondere der Zustand der Abfalldeponie, die Dienstleistungsinfrastruktur und das mangelnde Bewusstsein für den Klimawandel, waren für die Auswahl der Handlungsfelder ausschlaggebend.
Im Einzelnen wurden folgende Handlungsschwerpunkte festgelegt: Erneuerbare Energien, Abfallmanagement, Abwasserbehandlung, Umweltbildung und Sensibilisierung der Bevölkerung.
Bei der Ausarbeitung und Formulierung des gemeinsamen Handlungsprogramms wurden die Ziele und die zu treffenden Maßnahmen ausführlich diskutiert. Damit haben die Kommunen eine geprüfte Grundlage für ihr Handlungsprogramm, in dem konkret definiert ist, welche Projekte mit welchem Ziel durch welche Akteure bis wann und mit welchen Mitteln umgesetzt werden sollen. Darüber hinaus wurden die Schwerpunkte auf die entsprechenden Nachhaltigkeitsziele abgestimmt.
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Erneuerbare Energien (SDG 7): Der erste Teil des Handlungsprogramms umfasst wichtige Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien und Energieeffizienz. Die Kommunen planen die gemeinsame Errichtung einer Freiflächen-PV-Anlage in Okahandja, um die Ökostromerzeugung vor Ort voranzubringen. In der Planung sind auch Aufdach-PV-Anlagen; in einem ersten Schritt sollen das Rathaus und das Gemeinschaftshaus eine solche Stromerzeugungsanlage erhalten.
Okahandja kann sich dabei die Erfahrungen der Stadtwerke Schwäbisch Hall zunutze machen: Bereits seit 2018 beliefert der Stromversorger die Kunden in seinem Versorgungsgebiet zu 100 Prozent mit Ökostrom. Seit Februar 2018 gehört eine Mitarbeiterin aus Namibia zum Kernteam von Schwäbisch Hall. Sie ist angestellt bei den Stadtwerken für die Planung, Betrieb und Wartung von Anlagen die Strom aus erneuerbaren Energien erzeugen in Okahandja und Schwäbisch Hall. Für die Klimapartnerschaft ist sie eine wichtige Brückenbauerin geworden. Darüber hinaus hat Okahandja gute Chancen, einen wesentlichen Beitrag zu der von der namibischen Regierung formulierten Vision 2030 zu leisten: Bis 2030 will Namibia seinen Strombedarf zu 70 Prozent aus erneuerbaren Energien decken, um die Abhängigkeit des Landes von Stromeinfuhren zu verringern. -
Abfallmanagement (SDG 12): Im zweiten Teil des Handlungsprogramms befasst sich die Kommunale Klimapartnerschaft mit dem Abfallmanagement und arbeitet an der Optimierung der Abfalldeponie, die zu einem Wertstoff- und Recyclingzentrum ausgebaut werden soll. Zurzeit besitzt Okahandja kein bedarfsgerechtes Abfallmanagementsystem, und auch die Abfalldeponie wird nicht ordnungsgemäß bewirtschaftet. Dies führt dazu, dass an windigen Tagen, leichte Abfälle wie Plastiktüten und Zeitungen von der Abfalldeponie in die Umgebung geweht werden. Die Reduzierung, die Vermeidung und die sachgerechte Deponierung des Abfallaufkommens müssen ein wesentliches Teilziel der Abfallmanagementstrategie werden.
Im Rahmen eines intelligenten Abfallmanagements sollte der Abfall selbst als werthaltige Ressource betrachtet werden, mit dem Einkommen generiert werden kann. Dies könnte Arbeitsplätze schaffen und einen Beitrag zur Armutsbekämpfung in Okahandja leisten. -
Im dritten Teil des Handlungsprogramms sind die kontinuierliche Optimierung und Instandhaltung der Kläranlage (SDG 6) in Okahandja vorgesehen. Dazu sollen durch Wissenstransfer und Austausch zwischen den beiden Kommunen die notwendige Leistungsfähigkeit aufgebaut werden.
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Im vierten Teil des Handlungsprogramms geht es um Umweltbildung (Sensibilisierung) für eine nachhaltige Entwicklung (SDG 4 & 13) in den Sektoren Wasser-, Energie- und Abfallwirtschaft. Durch die geplanten Umweltbildungsmaßnahmen soll die Bevölkerung für den Klimawandel und seine Auswirkungen sensibilisiert werden. Die beiden Partnerkommunen wollen die Sichtweise der Menschen auf ihre Umwelt und die Folgen des Klimawandels verändern. Dadurch sollen positive Verhaltensänderungen herbeigeführt werden, beispielsweise eine sortenreine Mülltrennung, damit weniger Wertstoffe auf der Abfalldeponie landen, ein bewusster Umgang mit Wasser zur Verringerung von Wasserverschwendung und Wasserverlusten sowie die Nutzung von erneuerbaren Energien anstelle von fossilen Energieträgern.
In den verschiedenen Arbeitssitzungen wurde Einigkeit darüber erzielt, dass in allen Schwerpunktbereichen der Kommunalen Klimapartnerschaft die Sensibilisierung der Bürger*innen von zentraler Bedeutung ist. Maßnahmen zur Sensibilisierung zur Stärkung des Bewusstseins für Umweltfragen sollten daher als Querschnittsaufgabe bei allen Maßnahmen berücksichtigt werden, um ökologische Nachhaltigkeit und die Entwicklung eines hohen Lebensstandards für die Bevölkerung miteinander in Einklang zu bringen. Zu den geplanten Maßnahmen gehören unter anderem die Anbahnung von Schulpartnerschaften, Ausstellungen in Schulen sowie die Erstellung von Informationsmaterial, um Schülerinnen und Schüler als Multiplikatoren für die Gesellschaft zu gewinnen.
Ferner ist festzustellen, dass in Teilen der Bevölkerung ganz grundsätzlich das Bewusstsein für die Bedeutung, den Nutzen und das Potenzial von Klimaschutzmaßnahmen fehlt. Es ist dringend erforderlich, ein umfassendes Programm zur Sensibilisierung für den Klimawandel und seine Auswirkungen zu entwickeln und ausreichende finanzielle und sonstige Ressourcen bereitzustellen, damit die Bevölkerung Klimaschutzmaßnahmen akzeptiert, schätzt und sich daran beteiligt.
Mit den oben genannten Zielen, die in den nächsten Jahren erreicht werden sollen, sind große Hoffnungen und Erwartungen verknüpft - in Okahandja und in Namibia insgesamt.
Nach Aussagen der Wissenschaft werden die Auswirkungen des Klimawandels in den kommenden Jahrzehnten in Afrika am stärksten zu spüren sein, wenn wir jetzt nicht umsteuern. Deshalb sind wir dazu verpflichtet, jetzt zu handeln und einen Beitrag zur Minderung der Folgen des Klimawandels zu leisten.